Kirchengeschichte

Die Hornstorfer Kirche wird

1327 erstmals erwähnt. Sie dürfte jedoch einige Jahre älter sein, ebenso, wie der 55 Jahre früher erwähnte Ort. Deutsche Siedler, als sie im ehemaligen Wendenland ihre dörflichen Gemeinschaften bildeten, begannen immer auch bald den Bau einer Kirche. So wohl auch hier.
Ob der heute sichtbare Kirchenbau der erste ist, wird teilweise bezweifelt, weil in der Gestaltung vorhandener Anbauten der Einfluß Wismarer Kirchenarchitektur unverkennbar sei. Das würde eine Datierung auf frühestens die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts erlauben. Der schlichte quadratische Westturm wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts angebaut.
Die Pfarre ist wohl gleichzeitig mit dem Kirchenbau errichtet worden. Jedenfalls wird

1333 der erste bekannte Pastor, Johannes Stolteer, erwähnt, als ein Wismarer Bürger den Hornstorfer Pfarracker pachtete.
Unklar ist eine Verbindung zur Kirche in Altwismar. Gesichert ist nur, daß

1481 der damalige Hornstorfer Pastor Nikolaus Move und auch noch

1530 sein Nachfolger Peter Francke die an Stelle der ehemaligen Kirche von Altwismar errichtete Kapelle verwaltet haben. Unbelegten Vermutungen zufolge könnte die Altwismarer Kirche vor dem Bau oder während eines Neu- oder Erweiterungsbaues der eigenen die Pfarrkirche des Hornstorfer Kirchspiels gewesen sein.

1650 noch fand Pastor Christian Köppen das Innere der Kirche nach dem 30-jährigen Krieg völlig zerstört vor. Nur eine kleine gerissene Glocke war vorhanden. Wahrscheinlich

1652 sind der Kirche zwei Bronzeglocken geschenkt worden, die eine von Hermann von Fersen, da sein Name nebst dem seiner Frau darauf verzeichnet war.

1820 wurden zwei eiserne Glocken angeschafft, zu deren Ersatz der Großherzog

1876 zwei 1870/71 erbeutete französische Bronzekanonen von je 30 Zentnern Gewicht schenkte. Die Glocken daraus wurden zwei Jahre später gegossen; eine mußte im ersten Weltkrieg abgeliefert werden. Seitdem besitzt die Kirche nur die eine Glocke.

Seit 1930 gehört die Kirchgemeinde Goldebee mit eigener Kirche zur Hornstorfer Pfarre;
seitdem finden die Gottesdienste im 14-tägigen Wechsel in beiden Kirchen statt.

1945 richteten die Russen in den Kirchen schlimme Schäden an. Die Bänke in Hornstorf wurden verbrannt, der Altar beschädigt, die Kanzel eingeschlagen, ein Oelgemälde, die Ausgießung des heiligen Geistes darstellend, wurde zerstört. Eine Frau mußte unter Zwang allein zu wilder Orgelmusik tanzen, danach wurde die Orgel demoliert. Nachdem der Fußboden herausgerissen und nach Gräbern abgesucht war, diente die Kirche erst als Pferdestall, später als Vorratslager.

In Goldebee wurde in der Kirche ein Lazarett eingerichtet. Zur Unterhaltung der Verwundeten und Kranken spielte man die Orgel so lange, bis die Mechanik versagte.

Als die Gemeinden nach dem Ende dieser schlimmen Zeit den Gottesdienstbetrieb wieder begannen, geschah das in den leeren demolierten Kirchen. Es war ungeheuer viel Aufbau- und Reparaturarbeit zu leisten. Jedermann weiß, daß der neue ostdeutsche Staat an der Erhaltung von Kirchen nur interessiert war, wenn dies aus glaubensfremden Gründen opportun erschien. Für diese unbedeutenden Dorfkirchen gab es keine solche Opportunität. Und so hatten Pastoren und Gemeinden zu Lebzeiten der DDR noch manche Not zu meistern.
Dem Glauben, der Beharrlichkeit, der Treue, dem Fleiß und manchmal auch dem persönlichen Mut der Pastoren und Gemeindemitglieder ist zu verdanken, daß beide Kirchen vor dem Verfall bewahrt wurden.

Zwei ganz unterschiedliche Dinge verdienen, in diesem Zusammenhang besonders erwähnt zu werden:
Da ist einmal die große Spendenbereitschaft zu nennen, die Glaubensschwestern und -brüder im Westen zeigten und die über kirchliche Organisationen und auf vielen anderen Wegen Möglichkeiten fand, ganz persönlich oder über Kollekten erhebliche finanzielle Hilfe zu leisten.
Zum zweiten ist die erstaunliche Tatsache zu nennen, daß für Arbeiten, die in Feierabendarbeit allein nicht zu bewältigen waren, immer wieder Hilfe – besonders auch durch Bereitstellung technischen Gerätes – von den LPGen zu erhalten war. Dabei muss man sich vorstellen, dass mitunter die „Genossen der LPG- Dachdeckerbrigade“, die wochenends mit Hilfe ihrer technischen Geräte ein Kirchendach reparierten oder erneuerten, niemals in der Kirche zum Gottesdienst erschienen. Es ist vorgekommen, dass solche Arbeiten nicht unterbrochen wurden, während in der Kirche Gottesdienst gefeiert wurde.

Im Ergebnis muss man für diese ganz unterschiedlichen Hilfen unendlich dankbar sein, denn ohne sie wäre die bauliche Erhaltung dieser Kirchen zur DDR-Zeit kaum möglich gewesen.
Nach 1990 präsentiert sich der Zustand der Bauwerke nun so, dass sie zunächst nicht unmittelbar gefährdet erscheinen. Der angestaute Sanierungsbedarf ist jedoch riesengroß und zu aufwendig, als dass man daran denken könnte, in absehbarer Zeit Grundlegendes zu erreichen. Ähnlich wie zur DDR-Zeit kann der Zustand nur stabil gehalten werden; paradoxerweise ist für manche Bereiche wegen der allgemeinen Finanznot und aus anderen Gründen die Zeit sogar ungünstiger.

Beispielsweise konnte bis 1990 die eingeschlagene Kanzel, seit 1651 in der Kirche und reichlich mit Schnitzwerk im Renaissancestil versehen, problemlos mit versierten Heimwerkermethoden repariert werden. Die Füllungen, ursprünglich mit den Bildern der Evangelisten versehen, wurden mit einfach lackierten Brettern ersetzt. Dies geschah schon bald nach dem Krieg. Die Auflagen, die heute der Denkmalschutz macht, hätten die Restauration der Reste durch qualifizierte Fachleute erfordert. Die Förderungsmöglichkeit solcher Maßnahmen läuft jedoch dort ins Leere, wo schon die verlangten Eigenmittel nicht aufzubringen sind. Dennoch konnte schon jetzt mit Hilfe von Einzelspenden einiges erreicht werden. So konnten mit einer Spende die verschlissenen Schutzgitter vor den Chor-Fenstern erneuert werden. Anschließend ermöglichte eine weitere größere Spende die fachgerechte Reparatur des mittleren Fensters; weitere Reparaturen sollen folgen, sobald wieder ausreichend Mittel vorhanden sind.

Zur Gemeinde selbst bleibt zu berichten, dass sie zwar zahlenmäßig klein, aber sehr aktiv ist. Es gibt zahlreiche Aktivitäten, einen gemischten Chor, Gruppen junger Christen vom Vorschulalter („Christenlehre“) bis zu den Erwachsenen. Eine Kontaktgruppe pflegt die Partnerschaft zu einer holländischen Gemeinde, mit der regelmäßige Treffen Jugendlicher und der Älteren stattfinden.

Der Pastor, der zu Erntedank 1998 sein 20-jähriges Amtsjubiläum begeht, hat die Freude, manches Jahr gleichviel Erwachsenentaufen wie Kindstaufen feiern zu können. Dies ist u.a. auch Zeichen dafür, wie mittlerweile die Zahl der Kirchenmitglieder zuzunehmen beginnt. Schon vorher war die Zahl der Austritte deutlich geringer geblieben als anderswo.
Möge Gott der Herr auch weiterhin seine gütige Hand über Dorf, Kirche und Gemeinde halten!

Hornstorf, im September 1998
Heinrich-G. Frhr.v.Ledebur, Kirchenältester

Dieser „Lebenslauf“ wurde geschrieben in Anlehnung an die von Hans-Georg Schmidt zur 700-Jahrfeier 1982 verfasste Chronik, sowie aufgrund mündlicher Berichte.